WAZ-KRITIK Herne, 03.02.2008

Nach mir ist man süchtig - Zarah 47

Volksbühne Körner nähert sich in ihrer Komödie am Park wieder einem großen Star:Gerd Kamps schlüpft in die Rolle der exzentrischen Zarah Leander.

"Nach mir ist man süchtig - Zarah 47": Die erste Premiere des Jahres widmet die Volksbühne Körner wieder einmal einem großen Star. Nach Marlene Dietrich dürfen die Besucher der Komödie am Park dieses Jahr die exzentrische Zarah Leander erleben.
In ihre Rolle schlüpft Gerd Kamps. Mit rubinrot lackierten Fingernägeln, luxuriösen Roben und karottenfarbener Kraushaar-Perücke spielt er die Diva. Als Travestieshow versteht er seinen Auftritt nicht, vielmehr will er sich der Person Leander schauspielerisch nähern - mit Hilfe von Lidschatten und Lippenstift. Im ersten Teil der Show präsentiert er die Leander egozentrisch und verzweifelt. "Ich brauche Ruhe, einfach nur Ruhe!", schreit sie schrill. Sie sitzt auf einem Thron aus dunklem Holz, neben ihr eine Flasche Whisky. Hinter dem roten Sofa gibt die Fensterkulisse den Blick auf das Bild einer skandinavischen Meereslandschaft frei - 1947 lebte Zarah auf ihrem Anwesen in Schweden.
Kamps spielt die Sängerin an ihrem 40. Geburtstag, dem Tiefpunkt ihres Lebens - arbeitslos, aus Nazi-Deutschland geflüchtet. Mit der ausladenden Gestik eines abservierten Stars lässt sie ihre Karriere Revue passieren und greift dabei zu Zigarette und Alkohol. Aus dem Hintergrund ertönen Worte von Josef Goebbels an Zarah Leander.
Ohrenbetäubend singt Gerd Kamps im zweiten Akt die Kult-Lieder des Stars: "Kann denn Liebe Sünde sein" und "Yes Sir" - da singen die Zuschauer gleich mit. In einem moosgrünen Abendkleid, geschmückt mit Federn und ergänzt durch schwarze Seidenhandschuhe, erzählt Zarah Leander von ihren Filmerfolgen. Dabei singt sie beispielsweise "Der Wind hat mir ein Lied erzählt" aus "La Habanera" oder "Eine Frau wird erst schön durch die Liebe". Hautnah - so dürfen die fast 80 Zuschauer Zarah Leander an diesem Abend kennen lernen. Nur ein paar Meter trennen das Publikum von der Bühne, ein Mikrofon ist nicht nötig. Die Gäste sitzen an kleinen runden Tischen bei Kerzenlicht und Getränken. Sie genießen Kamps großen Auftritt. Zwischendurch singen, jubeln und applaudieren sie - und fordern zuletzt energisch: "Zugabe!"

Zwei Wochen vor der Premiere gab Gerd Kamps Wolfgang Laufs ein Interview.
Dieses Interview finden Sie hier.


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